Bundesliga-Aufstiegs-Playoff: TC Stans - UTC Schlins 35+
Samstag, 25. September 2015. Um sechs Uhr in der Früh, es ist noch stockdunkel, scharen sich am Tennisplatz Schlins fünfzehn Männer und Frauen um zwei Busse des Landes Vorarlberg. Es sollte dies der Auftakt zu einem Abenteuer sein, das in der erfolgreichen Geschichte des UTC ein echtes sportliches Highlight darstellt: Die Senioren 35+ hatten sich durch das Erreichen des Landesfinales – davon wurde schon berichtet – das Recht erkämpft, um den Aufstieg in die höchste österreichische (!) Liga, die Bundesliga, zu spielen. Und dieses Abenteuer wollten wir uns nicht entgehen lassen.
Das Losglück meinte es gut mit uns und so führte uns das Auswärtsspiel ins heilige Land Tirol, während sich die Stockerauer dieses Wochenende auf die weite Reise nach Schlins machen müssen. Die fünfzehn besteigen also die Busse, im Konvoi geht es bis nach Pettnau, wo wir uns ein ausgiebiges Frühstück gönnen.
Nach der willkommenen Pause steuern wir direkt Stans an, eine von der Größe mit Schlins vergleichbare Gemeinde ganz in der Nähe von Schwaz. Wir sind früh dran, von unseren Gegnern ist weit und breit noch niemand zu sehen. Wir sieben Spieler stürmen gleich die Plätze, um uns für das große Spiel einzuschlagen, während der treue Fantrupp angesichts der kalten Temperaturen das Clubheim in Beschlag nimmt, um sich mit Jassen warm zu halten.
Die Plätze sind gut, unsere Schläge werden sicherer, die Vorfreude steigt – und immer mehr Leute füllen die Anlage: zunächst einmal sorgen die Stockschützen mit ihrem Sportgerät und ihrer um diese frühe Stunde schon erstaunlich angeheiterten Stimmung für einen ordentlichen Krach im Hintergrund, dann aber tröpfeln nach und nach unsere Gegner vom TC Stans ein und – was uns wirklich stolz macht – die Schar der Schlinser Fans, die mit ihren Privatautos angereist sind, wird immer größer. Wie die Heimmannschaft fast neidisch bemerkt, haben wir mit etwa zwanzig Fans mehr Zuschauer auf unserer Seite als der TC Stans selbst. An dieser Stelle allen Fans ein ehrliches Dankeschön.
So motiviert konnte eigentlich nichts schief gehen, naja. Den ersten Tiefschlag erlebte der Schreiber dieser Zeilen: Bald nach Spielbeginn von Schmerzen geplagt, machte der Ellbogen nach vier Games nicht mehr mit, an ein Weiterspielen war nicht mehr zu denken und so muss sich der Senior unter den Senioren wohl damit abfinden, dass er nicht zum alten Eisen, sondern doch schon zum Restmüll zählt. Am Nebenplatz kämpfte Franz um jeden Punkt, doch egal, was er anstellte, die Bälle kamen mit zu hohem Tempo zurück und erdrückten unseren Mannschaftsführer. Er musste die Überlegenheit seines Gegners anerkennen.
Auf dem Centercourt aber hatte sich ein spannendes Spiel entwickelt, Christian hatte nach anfänglicher Nervosität (?) besser ins Spiel gefunden und führte im zweiten Satz, hatte einige Möglichkeiten diese Führung auszubauen, musste schlussendlich aber auch den zweiten Satz knapp verloren geben. Auch wenn er meint, nicht sein bestes Tennis gespielt zu haben, so muss doch gesagt werden, dass er gegen einen starken Gegner mithalten konnte.
Unsere Hoffnungen ruhten also auf Gery und Willi. Leider kam Gery nicht so richtig in Fahrt, seine Aufschläge und seine Vorhand blieben nicht so wirkungsvoll, wie wir das gewohnt sind, mit dem gegen uns verwandelten Matchball war klar, dass wir die Partie gegen Stans verloren hatten. Damit ging es noch „um die Ehre“. Und Willi sollte uns nicht enttäuschen: Er kann es sich auf die Fahnen schreiben, den ersten Satz eines Schlinsers auf Bundesebene gewonnen zu haben. Im zweiten Satz zog er dann auch gleich davon, doch sein Gegner bäumte sich auf, kam immer besser ins Spiel und erzwang einen dritten Satz. Und für diesen wurden neue Bälle ausgegeben! Ich wollte immer schon einmal in einem Spiel neue Bälle anzeigen dürfen. Willi durfte! Doch nun packte Willis Gegner sein bestes Tennis aus und besiegelte das 0:5 nach den Einzeln.
Entgegen der üblichen Praxis erklärten sich die Stanser damit einverstanden, die Doppel auszuspielen, was uns noch einmal die Chance gab, den Ehrenpunkt zu schaffen. Und wir waren verflixt nah dran: Gery und Christian waren meines Erachtens das bessere Doppel, aber so ein Matchtiebreak hat seine eigenen Gesetze und es sollte einfach nicht sein. Am Nebenplatz hatten Marco und Kreini ihre Gegner zwar fordern, aber leider auch nicht schlagen können: Wir hatten einige „Yes“ gehört und sie immer wieder nach schöne Punkten abklatschen sehen, doch auch sie konnten das Blatt nicht wenden.
Trotz unserer Niederlagen bekamen wir von unseren mitgereisten Fans viel Applaus und Zuspruch, unser non-playing captain Wölli wurde nicht müde, den Schlachtgesang anzustimmen („wir verteilen Watschen“ naja) und Walter verkündete bei jeder Gelegenheit, dass er froh sei, kein Tiroler zu sein. Diesen Tirolern konnten wir nun zeigen, in welcher Disziplin wir unschlagbar waren. So viel sei gesagt, die Herausforderung war nicht wirklich groß, als „Hocki“ konnten die Gastgeber nicht überzeugen. Kurz nach 22:00 Uhr waren wir wieder zurück in Schlins und bei der heiteren Rückfahrt (manch ein weiblicher Fan hatte eine Abkürzung über Innsbruck, Ausfahrt IKEA genommen) war für uns alle klar, dass wir etwas erlebt hatten, was im Leben eines Hobbytennisspielers vielleicht nur einmal vorkommt: Wir spielten um den Aufstieg in die Bundesliga. Und dieses Gefühl kann nur noch durch eines getoppt werden: Durch ein Heimspiel. Und dieses folgt nun am Samstag gegen Stockerau. Und wenn der Gegner auch übermächtig ist, die Freude darauf ist bei Spielern und Fans gleichermaßen groß.
Mehr Fotos gibts natürlich in der Galerie!